Projektmanagement in Indien

von Carola Moresche am 3. April 2013

Text: David Braun

Immer wieder machen Führungskräfte die Erfahrung, wie schwer es vor allem im nicht-europäischen Ausland ist, ein Projekt erfolgreich zu managen. Mit ihren zahlreichen kulturellen Unterschieden zu Europa stellen besonders die asiatischen Länder eine große Herausforderung für europäische Projektverantwortliche dar. Vor diesem Hintergrund ist in der Fachzeitschrift „projektMANAGEMENT aktuell“ ein Interview mit Vejn Sredic erschienen, der einige Jahre für das Projektmanagement der Werksplanung eines Automobilkonzerns in Indien zuständig war.

Vejn Sredic schildert seine persönlichen Projekterfahrungen in einem vielschichtigen Land, in dem für europäische Projektmanager einige Stolperfallen lauern. Auch für ihn war es nicht immer leicht, den Fettnäpfchen im indischen Arbeitsalltag zu entgehen und den Besonderheiten des Landes angemessen zu begegnen. Einige Regeln und Tipps gibt er gerne weiter.

Auf den ersten Blick scheint die Teamkommunikation in Indien wesentlich einfacher zu sein als beispielsweise in China, da viele Inder sehr gut Englisch sprechen. Das verführt aber dazu, nonverbale Besonderheiten einfach zu übergehen. In vielen asiatischen Ländern, auch in Indien, gilt es als unhöflich, etwas direkt zu verneinen. Deswegen wird vor allem die deutsche Art oft als zu direkt und undiplomatisch angesehen. Europäische Projektleiter dürfen vor allem in der Anfangsphase auch keine Kritik oder Widerspruch von Seiten ihrer indischen Mitarbeiter erwarten, selbst wenn diese angebracht und sachdienlich sein könnten. Auch von direkter Kritik an einem Mitarbeiter sollte man möglichst absehen, da dies in Indien zu einem kaum wieder gut zu machenden „Gesichtsverlust“ der kritisierten Person führen könnte. Vielmehr erwarten indische Arbeitnehmer, dass ihre Vorgesetzten auf sie zugehen, Aufgaben und Ziele definieren und auch alle Zwischenschritte genau überwachen. Es empfiehlt sich also, genau diese „enge Führung“ auch zu praktizieren und die Mitarbeiter durch Lob und Anerkennung zu motivieren. Nur mit viel Geduld und Respekt ist in Indien eine offene Projektkommunikation möglich.

In Indien spielt der zwischenmenschliche Aspekt zwischen Kollegen und Vorgesetzten eine wesentlich größere Rolle als in den meisten europäischen Ländern. Neben der verbalen Kommunikation ist hier auch die nonverbale Kommunikation ein entscheidender Punkt. Aus diesem Grund ist es besonders wichtig, sich in der Startphase eines Projektes genug Zeit zu lassen, um Menschen und Arbeitskultur kennenzulernen, eine Beziehung zu den Mitarbeitern aufzubauen und so eine Vertrauensbasis zu schaffen. Außerdem gilt es sich auf Eigenheiten auf dem Gebiet der Sprache gefasst zu machen, wie etwa den vielen Nuancen des Wortes „Ja“ im Indischen. Von einem „Ja, verstanden“ bis hin zu „Ja, einverstanden“ gibt es eine große Bandbreite an Bedeutungen. Von großem Nutzen kann hier ein Dolmetscher sein, der, neben der reinen Übersetzertätigkeit zudem in der Lage ist, diese nonverbale Kommunikation und Besonderheiten zu erläutern und zu interpretieren.

Nicht zuletzt sollte sich ein ausländischer Projektmanager so bald wie möglich ein großes Netz von einheimischen Partnern aufbauen. Denn fast nur mit Hilfe dieser Netzwerke ist es für einen Außenstehenden möglich, an wichtige Informationen zu gelangen oder erfolgreich mit den Behörden in Kontakt zu treten und auf diese Weise einen reibungslosen Ablauf des geplanten Projekts zu gewährleisten.

Nachzulesen ist das gesamte Interview als kostenlose Leseprobe hier.

 

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