Gegen langweilige Präsentationen: Grafik ist nicht alles!

von Tom am 3. Juni 2008

Stefan verweist in seinem Artikel über den Wow-Faktor beim Präsentieren auf Timos Vorher-Nacher-Beitrag, in dem er zeigt, wie Präsentationen optimiert werden können. Eine Original-Präsentation von Hillary Clinton wird gezeigt, danach eine optimierte Version der gleichen Präsentation.

Doch wenn ich ehrlich bin, ich verstehe kein bisschen, was an dieser Präsentation besser sein soll. Ja, die Grafiken sind netter, und es sind auch die richtigen, zum Text passenden Grafiken ausgewählt worden. Aber eine Grundregel wird in dieser Präsentation missachtet, zumindest wenn es in dieser Präsentation darum geht, dass sie tatsächlich vorgetragen und nicht nur rumgeschickt wird. Denn bei einer Präsentation geht es darum, dass der Vortragende präsentiert und nicht nur Folien zeigt. Dazu gehört, dass der vorzutragende Text nicht auf den Folien zu sehen ist, denn lesen kann jeder selbst, und wenn der Text dort steht, dann sind die Zuhörer abgelenkt und lesen anstatt zuzuhören. Wozu brauchen sie dann überhaupt den Vortragenden? Stichwörter, ja, aber ich komme zu einer Präsentation, um etwas präsentiert zu bekommen, nicht um mir Folien vorlesen zu lassen.

Das Problem: Die meisten Präsentationen sind nicht nur für einen Vortrag gedacht, sondern auch zum Rumschicken. Dadurch werden zwei verschiedene Dokumentarten in ein Dokument zusammengeführt, die komplett andere Ziele haben, und das kann nicht funktionieren. Denkt man zurück an den eigenen Deutsch-Unterricht, so erinnert man sich vielleicht daran, was Präsens war, die „Zeitform der Gegenwart“. Das Wort „Präsentation“ ist verwandt mit dem Wort „Präsens“, und es bedeutet soviel wie „gegenwärtig, anwesend“. Bei einer Präsentation geht es um die Gegenwart, es geht um das Erleben einer Präsentation. Ich sitze im Zuschauerraum (am Konferenztisch) und will nicht nur die Folien auf mich wirken lassen, sondern auch den Präsentierenden, denn wir sind beide am gleichen Ort, und die Kommunikation ist eine andere, als wenn ich nicht da wäre. Möchte ich nach der Präsentation mehr über das Thema erfahren, dann benötige ich ein anderes Dokument, das den Präsentierenden ersetzt. Dies kann nicht die Präsentation sein. Leider erstellen die meisten Präsentierenden eine Präsentation, die eher zum Rumschicken gedacht ist. Darum sind die meisten Präsentationen langweilig (ganz abgesehen von den Präsentationen, bei denen die Präsentierenden lieber den ganzen Text auf die Folien schreiben, weil sie Angst haben, ihn sonst zu vergessen).

Präsentieren ist eine Kunst. Es reicht nicht, wunderschöne Grafiken einzubinden. Es reicht nicht, tolle Übergänge zu basteln. Das Thema muss aufgearbeitet werden, was soll eigentlich „verkauft“ werden? Wie kann es der Zielgruppe vermittelt werden? Eine Präsentation muss mehrmals durchgegangen werden, ob sie wirklich funktioniert, ob der Plot funktioniert. Sie muss geübt werden, am besten vorm Spiegel oder mit einer mitlaufenden Aufnahme, damit man sie danach noch einmal hören kann. Mir ist lieber, der Vortragende bringt seine Sache gegenüber den Stakeholdern überzeugend rüber, als dass er stundenlang an einer durchgestylten Präsentation arbeitet.

Einen schönen Beitrag zu dem Thema Präsentationsoptimierung hat Michael Gerharz geschrieben, der auch von den beiden anderen Blogs erwähnt wird. Ein sehr nettes Blog, auf jeden Fall zu empfehlen.

Auch diese berühmte Präsentation, die die Powerpointeritis gut beschreibt und die auch von vielen anderen Bloggern bereits eingebunden wurde, möchte ich nicht vorenthalten:

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